11. Bonner Ethik-Forum: DNA-Phänotypisierung in der Strafverfolgung – Was kann und was darf aus Genen gelesen werden?
Dienstag, 4. Dezember 2018 Veranstaltungsort: Universitätsclub Bonn, Konviktstr. 9, 53113 Bonn
Leitung und Moderation: Prof. Dr. Dieter Sturma, (Universität Bonn, Direktor IWE und DRZE)
Referenten:
- Prof. Dr. Peter M. Schneider (Institut für Rechtsmedizin, Uniklinikum Köln)
- Frau Prof. Amade M’charek (Universität Amsterdam)
Hintergrund:
Mithilfe neuer Verfahren der forensischen Molekulargenetik können auf der Grundlage von DNA-Spuren an Tatorten Aussagen über die Augenfarbe, Haarfarbe, Hautfarbe, biogeographische Herkunft und das biologische Alter von Tätern getroffen werden. Die Angaben über den Phänotyp, d. h. das äußere Erscheinungsbild der betreffenden Personen, basieren auf der statistischen Auswertung der Kodierung und Verteilung ebendieser Eigenschaften innerhalb der menschlichen DNA.
Während sich hieraus große Potentiale für die Aufklärung von Verbrechen ergeben, bedarf die Interpretation dieser Wahrscheinlichkeitsaussagen einer sorgfältigen Analyse und Vermittlung. So kann einerseits auf der Grundlage von DNA-Spuren die Gruppe der möglichen Täter etwa anhand des Kriteriums der Haut- und Haarfarbe besonders dann sehr effizient eingegrenzt werden, wenn die Verteilung ebendieser Merkmale einer ausreichend kleinen Gruppe der Bevölkerung zugeordnet werden kann. Andererseits kann aus dieser Eingrenzung von Personengruppen ein Generalverdacht bezüglich ihrer Mitglieder auftreten, der dem Grundsatz der Unschuldsvermutung entgegensteht. Diese Abwägung von Potentialen und Gefahren spiegelt sich auch in der ethischen Debatte zur Regulierung der DNA-Phänotypisierung wider: Inwiefern sollte der gesetzlich zulässige Einsatz von DNA-Spuren hin zum Erstellen eines ‚genetischen Phantombilds‘ ausgeweitet werden?
Auf dem Ethik-Forum wird der Frage nachgegangen, welche Möglichkeiten die neuen molekulargenetischen Verfahren in der Forensik und Kriminalistik eröffnen, wie die wahrscheinlichkeitsbasierten Aussagen dieser Analysen ethisch bewertet und angemessen vermittelt werden sollten und welche Praktiken der Regulierung sowohl den Potenzialen als auch den Risiken gerecht werden können.
Die Veranstaltung ist öffentlich und findet im Rahmen einer Reihe von jährlichen Fachtagungen des Instituts für Wissenschaft und Ethik (IWE) und des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE) statt, die sich dem Verhältnis von Ethik und Angewandter Ethik widmen. Tagungsgebühren werden nicht erhoben.
Website zur Veranstaltung:
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